Das Ausscheiden des Public-Health-Experten Martin Sprenger aus der Taskforce des Gesundheitsministeriums kurz vor Ostern ist ein sehr bedenkliches Zeichen. Er war deutlich dagegen aufgetreten, alle Parks und Wandergebiete zu sperren.
Das hat dem Kanzler missfallen, Widerspruch duldet er nicht. Es ist er, der entscheidet, wer ein guter Experte ist und wer nicht (mehr). Nur woher soll der auschließlich in der ÖVP sozialisierte und angelernte Kanzler mehr wissen, als die Frauen und Männer mit viel spezieller Berufserfahrung?
Diesen Anspruch erhebt er wahrscheinlich gar nicht. In seinen Augen ist es aber die Politik, die entscheiden soll, was richtig und falsch ist. Das kann nur jemand wollen, der wissenschaftlichen Diskurs nicht begreifen will: Erkenntnisse werden auch durch kontruktiven Widerspruch gewonnen. Wir Staatsbürger_innen sind keine Objekte von Anweisungen, die nur politischem Kalkül folgen.
Martin Sprenger hat in einem umfangreichen und lesenswerten Interview mit der Plattform Addendum ein paar durchaus kritische Analysen abgegeben. Er verweist zum Beispiel darauf, dass man sich viel früher um die meist gefährdete Risikogruppe hätte kümmern müssen: „Aktuell infizieren sich mehr Mitarbeiter und Bewohner von Pflegeheimen.“ Außerdem fehle es an Schutzausrüstungen, Schulungen, Leitlinien - you name it.
In anderen heimischen Medien habe ich darüber kaum etwas gelesen. Die "Harmoniefalle" nennt das der deutsche Medienwissenschafter Bernhard Pörksen. In Kenntnis der türkisen Abteilung "Message Control" ist klar, dass diese Harmonie bei uns auch erzwungen ist. Zu unser aller Nachteil. Denn wir brauchen alle Informationen, um uns richtig verhalten zu können.
Daten dürfen nicht geheim bleiben
Wir müssen also besser über Daten und Fakten, Testergebnisse und Forschungen unterrichtet werden. Dass diese von Behördenseite geheim gehalten werden, behindert unsere Wissenschaft massiv. Alle Parteien haben sich inzwischen der NEOS-Forderung nach einem Informationsfreiheitsgesetz angeschlossen, umgesetzt wurde es jedoch nie. Dabei würden wir einen freien Datenzugang gerade jetzt dringend benötigen: Widersprüche in den Daten erklären uns, warum es in der Corona-Krise keine einfachen Antworten gibt.
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