Neutralität - Ja, aber richtig
Über die Neutralität wurde schon gestritten , bevor sie am 26. Oktober 1955 im Nationalrat als Verfassungsgesetz beschlossen wurde. Vor allem Bundeskanzler Julius Raab (ÖVP) sah sie als Voraussetzung zur Erreichung des Staatsvertrags durch die Sowjetunion. Der Vizekanzler und spätere Bundespräsident Adolf Schärf war eher dagegen. Wir wissen, dass die Neutralität zur (schwierigen) Findung der österreichischen Identität beigetragen hat. Aber wir wissen auch, dass diese nie garantiert wurde, worauf schon 1992 der Autor Robert Menasse hingewiesen hat. Sein lesenswerter Artikel ist in Hans Rauschers „Lesebuch Österreich“ abgedruckt, das ich im Plenum empfohlen habe. Und wir dürfen nicht vergessen, dass neutrale Staaten immer wieder militärisch überfallen wurden. In der Schweiz, nach deren Muster unsere Neutralität ja ausgerichtet wurde - das war Bedingung der USA vor dem Staatsvertrag - redet man ehrlicher über die Neutralität. Obwohl die Abwehrfähigkeit der Nachbarn sicher besser ausgebildet ist, spricht man dort schon von einer „kooperativen Neutralität“. Das bedeutet: Für den Verteidigungsfall wollen die Schweizer nicht nur selbst gut vorbereitet sein, sondern auch schon wissen, wer dann die Partner sein werden, die zur Hilfe kommen würden. Und die Schweiz macht auch als neutraler Staat bei der Raketenabwehr European Sky Shield mit. Wir müssen damit endlich ehrlicher umgehen. Das Thema muss Sicherheit heißen: wie können wir die Sicherheit unseres Landes und der Menschen hier garantieren. Das ist unser ureigenes Interesse. Da geht es um unsere Freiheit! Neutral, ja, aber im Zweifel mit Partnern. Auch dazu habe ich im Nationalrat gesprochen.